Horaz’ »Frühlingslied« (C. IV 7) in drei slowenishen Übersetzungen

Authors

  • Kajetan Gantar

Keywords:

Übersetzen von Poesie (Horaz), Übersetzer (S. Vraz, A. Škerlj)

Abstract

Das »Frühlingslied« von Horaz war um 1830 das erste Mal ins Slowenische übersetzt worden. Der Übersetzer S. Vraz hatte sich bemüht, das Versmaß des Originals nachzuahmen. Den Sinn des Wortlauts, den er nicht voll begriffen hatte, versuchte er im Geiste der Romantik zu idealisieren. Ein halbes Jahrhundert später erschien eine anonyme Übersetzung desselben Gedichtes auf dem Einband des religiösen Blattes Cvetje (1883), die durch ihre Treue, gelungene Wiedergabe des Originalmetrums und Reinheit der slowenischen Diktion überrascht. 1935 erscheint das gleiche Gedicht – zusammen mit anderen Übersetzungen aus dem Horaz – in der postumen Sammlung von A. Škerlj, die man als ein kühnes Experiment größtmöglichen Annäherns bezeichnen kann, dem zuliebe man bereit ist, das Originalmetrum und den gemessenen Schmuck der lateinischen Metaphorik zu opfern. Obwohl auf Ablehnung gestoßen, hat dieses Experiment zu vertieftem Nachdenken über die Wege der Übersetzung der antiken Dichtung angeregt. Nach dem polemischen Widerhall, den sie erregte, kann sich diese kleine Sammlung mit jeder späteren Übersetzung der Lyrik ins Slowenische messen. Am Beispiel der drei Übersetzungen kann beobachtet werden, wie sich die slowenische Übersetzungskunst im Laufe eines Jahrhunderts von der Peripherie und aus der Anonymität in den Vordergrund des Kulturgeschehens geschoben hat.

Published

2015-10-11

Issue

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Articles